CSC I: Verschenkter Sieg oder unergiebige Rübenernte in Leipzig

von Marco Tänzer

Am vergangenen Sonntag, den 29.09.2019, führte uns unser erstes Auswärtsspiel der Saison nach Leipzig. Der Gegner war uns bis dahin unbekannt und die Hoffnung auf einen Auswärtssieg gegen den Aufsteiger aus der 2.Landesklasse war begründet.

Diese Hoffnung erhielt durch die Absagen dreier Stammspieler (Kay, Jens und Philipp) allerdings schon früh ihren ersten Dämpfer. Dem Schreiber dieser Zeilen wurde die Ehre zuteil, am Freitagabend 3 Erntehelfer für unser Punktspiel aufzutreiben. Dieses ambitionierte Unterfangen wurde nochmal erschwert durch die Tatsache, dass die Zweite ihren Spieltag verlegte und deren Spieler den Sonntag schon privat verplant hatten.

Mit Peter, Franzi und unserem nigerianischen Transfercoup Bayo konnte der Erntetrupp zahlenmäßig vervollständigt und auch spielstärkemäßig ertüchtigt werden.

Das Spiellokal im Leipziger Süden wurde schnell gefunden und das Match begann. Erwähnenswert ist an dieser Stelle der laue Kaffee, ähem … Kaffee für lau – ein Angebot, das wir gerne und oft annahmen. Ein Dank an die Gastgeber! Das Blubbern der Kaffeemaschine war das einzige, was nach Partiebeginn noch zu vernehmen war. Dass die Gastfreundschaft begrenzt sein würde, war da noch nicht zu ahnen, wir sollten es später aber erleben. Doch der Reihe nach. 

An allen Brettern entwickelten sich schnell sehr taktisch geprägte Stellungen, wobei ein Übergewicht für die eine oder andere Seite (für mich) nicht zu sehen war.

Als erster gab David an Brett 1 seine Partie remis. In offener Stellung bei gleichem Material gegen einen starken Gegner war dies sicher keine falsche Entscheidung.

An den Brettern 4 und 5 neigte sich das Pendel deutlich in die Chemnitzer Richtung, ganz besonders bei Alex, der erheblich mehr Material in seine schöne Angriffsstellung werfen durfte, als dem Gegner zur Verteidigung zur Verfügung stand. Hier war der Sieg schon fast perfekt. Fast.

Dann kam es Schlag auf Schlag, wobei ich nicht weiß, ob es die Zeitnot oder der viele Kaffee gewesen ist, der die Konzentration unserer Spieler für je einen Moment erheblich trübte. Zunächst gab Holger ohne Not erst einen Turm her und anschließend die Partie auf. Alex übersah in klar gewonnener Stellung eine perfide Mattidee seines Gegners und tappte in die gut vorbereitete, aber durchschaubare Falle.

Beim Zwischenstand von nun 0,5 : 2,5 musste auch Peter in das Remis einwilligen. Er hatte zwar den gegnerischen König schön in die Ecke gepresst, vermochte es aber nicht, einen finalen Angriff zu entwickeln, zumal sein Gegner Peters König auch nadelstichartig bearbeitete.

An den Brettern 2 und 3 bekamen die Kiebitze jeweils die sizilianische Najdorf-Variante zu sehen, wenn es welche gegeben hätte.

Mein Gegner an Brett 3 mit den schwarzen Steinen hatte das wohl nicht mitbekommen, andernfalls hätte er sich am Nachbarbrett 2 bei Anne gut abschauen können, wie man in dieser verwickelten Verteidigung gewinnt. Anne ließ den weißen Angriff am Königsflügel festlaufen, um hernach am Damenflügel einen erfolgreichen eigenen Angriff zu starten. Super!

Mein Gegner verwechselte in der Eröffnung die Züge, was ihm schnell positionellen und später auch materiellen Nachteil einbrachte. Das war der Ausgleich zum 3 : 3-Zwischenstand.

Da Bayo nach langem Kampf mit wechselnden Siegchancen das Endspiel nicht mehr gewinnen konnte und den Punkt mit seiner Gegnerin teilte, war Franzi an Brett 8 das Finale vorbehalten. Franzi verteidigte sich als Schwarzspielerin geschickt gegen die weißen Angriffe, wanderte mit Ihrem König von einem Brettrand zum anderen und hatte etwas Mühe, den Laden an beiden Flügeln zusammenzuhalten. Als der weiße Angriff verpufft war, musste Franzi feststellen, dass sie in nun ruhiger Stellung mit einer Mehrfigur weiterspielen durfte. Die eingangs dieses Berichtes erwähnte Hoffnung war also doch berechtigt.

„Versäume nie ein Schach…“ mag sich Franzi gedacht haben, als Sie Ihre Dame verhängnisvoll zog. Der gegnerische Läufer stellte sich in die Diagonale zwischen Dame und König und vermochte so nicht nur das Schach abzuwehren, sondern auch noch Franzis Dame zu fesseln. Den auf der gleichen Diagonale hinter der Dame aufgeregt stehenden, eigenen König hatte Franzi wohl übersehen. Läuferspieß! Der Verlust der Dame hatte den der Partie und auch den des Matches zur Folge. Ärgerlich, vor allem für die untröstliche Franzi.

Wir haben insgesamt eine Rübe zu wenig gezogen.

Hier die Statistik:

SC Rote Rüben Leipzig 4 ½ : 3 ½ CSC Aufbau ’95 I
Tischer, Günter ½ : ½ Möller, David
Sommer, Gerald 0 : 1 Czäczine, Anne
Schmidt, Jörg 0 : 1 Tänzer, Marco
Hiller, Wieland 1 : 0 Opp, Holger
Borchert, Jens 1 : 0 Knorr, Alexander
Haerdle, Benjamin ½ : ½ Müller, Peter
Germann, Sylke ½ : ½ Ajibola, Bayo
Hansel, Christian 1 : 0 Fischer, Franziska

Fazit:

Wieder sind wir mit 3 Ersatzspielern nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt, der ohne weiteres möglich war. Mit 0 Punkten stehen wir am Tabellenende und müssen unserer Saisonziele schon nach 2 Spieltagen korrigieren. In Stammbesetzung dürften die korrigierten Ziele erreichbar sein.