von Norman
Acht Kinder/Jugendliche unseres Vereins durften in der Woche nach Ostern, thronend im KiEZ „An der Grenzbaude“ Sebnitz im schönen Elbsandsteingebirge, an der Sachseneinzelmeisterschaft 2024 teilnehmen.
Ergebnisse
Antonin Zielke Platz 6 (gesetzt an 5) 4 aus 7
Sascha Rauh Platz 12 (gesetzt an 15) 2½ aus 7
Mika Zielke Platz 1 (gesetzt an 1) 6½ aus 7 Qualifikation zur DEM
Leopold Schonlau Platz 3 (gesetzt an 6) 5 aus 7 Qualifikation zur DEM
Marek Zielke Platz 9 (gesetzt an 9) 3½ aus 7
Moritz Brand Platz 14 (gesetzt an 12) 1 aus 7
Laura Czäczine Platz 5 (gesetzt an 3) 4 aus 7
Bea Josephine Brewig Platz 11 (gesetzt an 8) 2½ aus 7
Aufbau hat also eine Gold- und eine Bronzemedaille geholt, ist insgesamt mit 29 von 56 möglichen Punkten über 50% geblieben und hat die Summe der Setzlistenplätze von 59 nur um zwei Plätze verfehlt (Summe aller Endplatzierungen = 61). Die beiden Medaillen mit der Qualifikation zur DEM überstrahlen natürlich alles. Aber es zogen auch ein paar Wolken vorüber, was der wunderbare Sonnenschein zur Abschlussfeier nicht gänzlich vergessen machen konnte.
Details
Von den Jüngsten hin zu den Erfahrenen war leider ein gewisses Erfolgsgefälle zu beobachten. Obwohl in der u8 und der u16 w genau die gleichen Punktausbeuten erzielt wurden, liefen die Turniere ganz verschieden.
Antonin kämpfte in der letzten Runde hochmotiviert um Bronze. Gegen die Nr. 1 der Setzliste (mit DWZ bereits über 1400) reichte es leider (noch) nicht. Antonin ging seine Partien deutlich ernsthafter an als noch vor ein paar Wochen und spielte immer vorne mit. Wenn er nur seine Chancen besser genutzt hätte…, z.B. das keinesfalls osterlich versteckte Matt in 1 gegen den späteren Sachsenmeister. Sehr schade. Wenigstens gelang die Revanche gegen den Chemnitzer Bezirksmeister: Antonin konnte Matt in 2 setzen – nicht gesehen, Turm weniger, Turmeinsteller des Gegners, Antonins König wandert im Endspiel über das ganze Brett und schnappt sich vier Bauern bevor der Gegner den Springer durch eine Läuferfesselung verliert. Hier wurde echt was geboten!
Auch bei Laura wurde viel geboten. Runde 1, gegen eine Spielerin mit über 600 DWZ-Punkten weniger, war eine Katastrophe. Lauras Stellung flog dank sorglosen Spiels völlig auseinander und gerade als wieder Hoffnung aufkeimte, ging die Dame verloren. Gegen starke Spielerinnen gewann Laura richtig gute Partien. Doch kaum war die Tuchfühlung zur Spitze spürbar, wurde gegen schwächere Gegnerinnen wieder die Dame eingestellt. Insgesamt drei Dameneinsteller, Nr. 2 und 3 davon in Gewinnstellung. In der letzten Runde ging es nur noch um Schadensbegrenzung (was gelang).
Sascha (noch ohne DWZ) spielte sein erstes großes Turnier. Am Brett (!) vor der ersten Runde offenbarte sich, dass er noch nie eine Partie mitgeschrieben hatte. Ein paar Erklärungen von Anne und Sascha gewann nicht nur seine Partie, sondern diese ließ sich auch einwandfrei nachspielen. Aufkommende Notationsprobleme löste er eigenständig und souverän, z.B. notierte er für die kurze Rochade einfach Kg1. Natürlich fehlt es Sascha noch an schachlichem Sehen und Beständigkeit. Sein Talent blitzte aber immer wieder auf, z.B. mit Weiß in der letzten Runde: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Lc5 4.Sxe5! (Scheinopfervariante verstanden und angewandt) 4…Sxe5 5.d4 Lxd4 6.Dxd4 Sc6 7.Dxg7 Df6 und jetzt, Trommelwirbel… 8.Lh6!! Sehr stark, wenngleich die Partie letztlich noch remis endete. Ich bin gespannt, wo Saschas Weg noch hinführt.
Die Scheinopfervariante hat auch Bea verstanden. Aber in der u16 w ist das kein Thema mehr. Dennoch, in Beas Spiel gibt es etliche gute Ansätze. Ein Remis in Runde 1, an Brett 1, gegen die spätere Sachsenmeisterin muss man sich erstmal verdienen (selbst wenn es leider nicht ausgekämpft war). Aber manchmal schleichen sich Gedanken ein, die die Gesetze der Logik überdehnen. Die sehr schön herausgespielte Gewinnstellung in Runde 6 ging dadurch noch verloren. Und auch in Runde 3 führte die Begründung, das korrekt erkannte eröffnungstaktische Standardmotiv nicht zu spielen, letztlich zu einer Null. In der u16 w hatte ich nicht nur Laura eine Medaille zugetraut! Gegen die Zweitplatzierte der SEM hatte Bea bei der BEM in einer guten Partie gewonnen…
Für Moritz war von vornherein klar, dass es sehr schwer werden würde. Der Start geriet mit 0 aus 4 dann auch richtig mies. In Runde 3 sah es bei starkem Angriff nach einem Sieg aus. Aber erst wurde ein gegnerisches Schachgebot zu spät entdeckt und dann die noch vorhandene taktische Chance nicht erspäht. Runde 5 brachte ein ausgekämpftes Remis in 76 Zügen. Nach einem weiteren halben Punkt setzte Moritz in der letzten Runde nochmal voll auf Angriff. Moritz, das war vorbildlich! Doch Caissa war offenbar nicht in Stimmung. Entgegen dem optischen Eindruck gab es einfach nichts Taktisches.
Marek war in der u12 zwar nicht so weit hinten gesetzt wie Moritz, aber auch hier war der DWZ-Abstand zu den Top-acht-Spielern gewaltig und der Start mit 0 aus 2 ernüchternd. Aber dann lief Marek heiß und hievte sich noch auf 50%. Ich habe nicht all seine Partien gesehen, aber Mareks Schwäche sind relativ einfache Taktiken des Gegners, auch Einsteller genannt. Runde 1 und 2 wurden dadurch entschieden: Die Gegner setzten Schach und strichen Material ein. Genau das gleiche in Runde 5, nur dass es sich bei dem verlorenen Material um glatten Mehrbesitz handelte und die Partie deshalb remis endete. Mareks enorme Stärke ist seine aktive Spielanlage. Die Art und Weise, wie er Druck aufbaut und verdichtet, finde ich beeindruckend.
Bleibt noch die u10. Das Beste zum Schluss!
Den Bericht zur BEM hatte ich beschlossen mit: „Es wäre natürlich fantastisch, wenn mit der SEM noch nicht Schluss wäre und unser Verein mehrfach bei der DEM vertreten wäre. Neben P wie Paula sind M und L die häufigsten Anfangsbuchstaben unserer Vornamen…“ Die Auflösung lautet also M wie Mika und L wie Leopold.
Mika war mit gutem Vorsprung (über 150 DWZ-Punkte) an 1 gesetzt. Er selbst, die Trainer und viele weitere Personen sahen den Titel als realistisches Ziel. Schon etwas Druck… Aber Mika hielt dem stand, zeigte über weite Strecken starkes Schach und agierte insgesamt sehr souverän. Und dass das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigen die Altersklassen u8 (rund 300 DWZ-Punkte Vorsprung => Platz 2), u14 w (185 DWZ-Punkte Vorsprung => Platz 2) und u18 (rund 100 DWZ-Punkte Vorsprung => Platz 2).
Am wackeligsten gerieten die Runden 2 und 3. Gegen Leopold (Runde 2) stand Mika sehr schlecht (allerdings in komplizierter Lage), als Leopold die Zeit überschritt. In Runde 3 musste eine misslungene Eröffnung ausgebügelt werden, was wiederum überzeugend gelang. Das Remis in Runde 6 war eher ein Scherz. Mit Figur und Stellung mehr, ließ sich Mika – vielleicht mit den Gedanken schon woanders – einen Turm auf g7 reinopfern für ein Dauerschach, das eigentlich gar keines war. Egal. Ein richtig tolles Turnier, der erste große Titel und alle können zu Recht stolz sein.
Bei Leopold waren Prognosen schwieriger. Würde er seinen zuletzt angedeuteten Leistungssprung bestätigen können? Ja! Und im richtigen Moment stand auch das Glück zur Seite. Leopolds Erfolg lässt sich in ein Wort fassen: „Taktik“. Wie im Training geübt, suchte er beständig nach taktischen Möglichkeiten und spielte auch aktiv darauf hin. Springergabeln (einmal sogar mit Damenscheinopfer) und Mattangriffe bilden das Hauptrepertoire.
Die Zeitüberschreitung in der starken Partie gegen Mika (voll reingekniet, aber vielleicht etwas gehemmt) stand im krassen Gegensatz zur eigentlich wichtigeren Runde 5 (Sieg wäre Platz 2 gewesen), in der Leopold im Blitzmodus agierte und am Ende mehr Zeit auf der Uhr hatte als zu Beginn. Aber das blieb der einzige Ausrutscher dieser Art. Leopold ist deutlich reifer geworden. Und sein Spiel passt nicht nur perfekt in das schachliche Entwicklungsstadium, sondern macht auch richtig Spaß.
Und sonst?
Kathrin absolvierte den C-Trainer-Lehrgang. Anne und ich waren eifrig mit der Eröffnungsvorbereitung und den Partieanalysen beschäftigt. Ich hoffe, nein ich bin mir eigentlich sicher, dass alle unsere Teilnehmer etwas gelernt haben und die Partieanalysen im Wesentlichen gut ankamen.
Am freien Nachmittag machten wir wieder eine Abenteuerwanderung im Elbsandsteingebirge oder es wurde Tandem und Fußball gespielt. Ich joggte nicht nur siebenmal vom KiEZ-Berg runter und wieder hoch (rund 1.000 Hm, Riesenlob an Anne und Paula, die je einmal mitrannten), sondern wäre auf der Wanderung auch fast in einer Felsspalte stecken geblieben (Bea stand mir aber zur Seite).
Es war wie immer super. Alle haben sich gut vertragen. Alte und neue Freundschaften. Und am Abschlusstag kam dann bei schönstem Sonnenschein auch noch Philipp Hartewig. Es wurde etwas geblitzt und erzählt und zur Siegerehrung überreichte Philipp die Pokale.
Danke auch an die mitgereisten Eltern, die im Hintergrund dafür sorgten, dass die überschüssige Energie der Kinder draußen abgebaut und die Nachtruhe eingehalten wurde.
Jetzt dauert es schon gar nicht mehr lange: Vom 18. bis 26.05.2024 sind Leopold, Mika und Paula bei der DEM in Willingen. Ich drücke schon jetzt ganz fest die Daumen und freu mich drauf.