Gold und Silber bei der SMM 2024

von Norman

Zwei Mal waren wir dieses Jahr am 17./18. August bei der Sachsenmannschaftsmeisterschaft in Sebnitz (nicht nur eine Große Kreisstadt, sondern auch die inoffizielle sächsische Schachhauptstadt, jedenfalls für die Jugend) vertreten: in der u16 w und der u10.

Während für die Teilnahme der großen Mädchen nur eine Anmeldung erforderlich war, mussten die Jungs einen zweistufigen Qualifikationszyklus durchlaufen – was mit großem Erfolg gelang, siehe
https://bauernsturm.de/bmm-u10-csc-mit-dem-fast-perfekten-titel/#more-2309 und
https://bauernsturm.de/smm-u10-vorrunde-souveraen-gemeistert/#more-2428.

Gespielt wurde in beiden Altersklassen an vier Brettern. Im Übrigen erschließt sich der jeweilige Turniermodus beim Anblick der Abschlusstabellen auf https://svs.portal64.de/ergebnisse/show/2023/2421/ und https://svs.portal64.de/ergebnisse/show/2023/2427/ nicht sofort.
Die Jungs nahmen ihr 2-2 aus der Vorrunde (Qualifikationsturnier vom 23.03., Platz 1 und 2 kamen weiter) gegen den dort zweitplatzierten USV TU Dresden mit in die Endrunde und spielten in Sebnitz am Samstag und Sonntag jeweils noch 2 Runden gegen die zwei Bestplatzierten der anderen beiden Qualifikationsturniere.
Die Mädchen absolvierten am Samstag die 2. Runde in ihrer Vorrundengruppe (4-0 gegen Oberland) und nahmen dann das 3-1 aus der am 11.08. vorgespielten 1. Runde mit in den Sonntag, an dem gegen die beiden Erstplatzierten der anderen Vorrundengruppe um die Medaillen gekämpft wurde.
Alles klar?

Wie auch immer. Unsere beiden Mannschaften spielten sehr erfolgreich. In der u10 mit Mika, Leopold, Timur, Charlie und Antonin (Brett 1-4 und Ersatzspieler) wurden am Samstag zwei Siege erkämpft – sicher auch mit einer ordentlichen Portion Glück. Zwei Mal hieß es 3-1 für uns. Mika wackelte, konnte aber in Runde 2 trotz Minusspringer im Mattangriff noch gewinnen. Leopold gewann in derselben Runde ein Endspiel, in welches er mit einem glatten Bauern weniger eingestiegen war. Beide behielten Samstag ihre weiße Weste. Bei Timur und Charlie ging es ebenfalls wechselhaft zu. Jeder gewann und verlor eine Partie. Clevererweise wurden die Siege auf unterschiedliche Runden verteilt, was die volle Ausbeute an Mannschaftspunkten sicherte.

Beim erwähnten 4-0 Sieg der u16 w mit Paula, Laura, Bea und Annabel gab es wenig zu deuteln. Paula und Bea standen quasi sofort auf Gewinn und waren schnell fertig. Laura (mit Schwarz) spielte eine anspruchsvolle Partie in der sie (korrekt) Qualität und Bauer für Initiative geopfert hatte. Dass ihre Stellung nach 12 Zügen theoretisch gewonnen war, verstehen nur die Computer. Laura setzte im 14. Zug falsch fort und auch Zug 18 wird von den Maschinen getadelt. Letztlich zeigte sie sich aber taktisch auf der Höhe und fing die gegnerische Dame auf h8. Annabel stand schnell sehr gut (Mehrbauer), verlor dann eine Qualität (ungefährer Ausgleich), wonach sie die Gegnerin mit Leichtfiguren und Freibauern souverän überspielte.

Während die Jungs am Nachmittag bei schöner Hitze am Brett alles gaben, genossen die Mädchen das Schwimmbecken und erkletterten zwei Stiegen im Elbsandsteingebirge. Dem Vernehmen nach die beste aller bisherigen Sebnitz-Elbsandsteinwanderungen – ich war leider nicht dabei.

 

Am Sonntag ging es ums Ganze. In der u16 w warteten mit Altenberg und Leipzig zwei starke Mannschaften. Dafür war Marie Ottlik als Gastspielerin zu uns gestoßen. An Brett 3 spielend steuerte sie zwei Siege bei, auch wenn die Vorteilsverwertung im Endspiel mit drei Mehrbauern sehr lange dauern kann, wenn besagte Mehrbauern es auf ihren Ausgangsfeldern eigentlich ganz gemütlich finden. Aber es geht ja auch nicht darum, schnell zu gewinnen.

Es lief nicht alles perfekt. Laura rettete in Runde 3 eine Verluststellung ins Remis. Paula übersah in Runde 4 gegen eine starke Gegnerin eine Taktik und schaffte es nicht mehr, die Partie noch zu retten. Doch das war es auch schon. Die Gegnerinnen spielen ja auch nicht fehlerfrei. Bea und Annabel gewannen ordentliche Partien. Und so standen ein 3½-½ und ein 3-1 zu Buche, was Platz 1 mit drei Mannschaftspunkten Vorsprung bedeutete. Und natürlich die Qualifikation zur DVM. Schöne Erinnerungen an die letzte DVM gibt es hier:
https://bauernsturm.de/wp-content/uploads/2024/01/Bericht-zur-DVM-u16w-2023-mit-Bildern.pdf.

Auch in der u10 warteten am Sonntag mit Grün-Weiß Dresden und Dresden-Striesen starke Teams. Dafür setzten wir unseren Joker Antonin ein. Leider trotz aufmerksamen und langsamen Spiels noch ohne Punkterfolg. Aber vielleicht war es gerade diese Pause, die Charlie Kraft tanken und in der letzten Runde zuschlagen ließ. Doch der Reihe nach.

Runde 3 verloren wir recht glatt. Mika stellte in Zeitnot Material ein. Timur ging schon in der Eröffnung unter. Und Antonins Gegner spielte einfach sehr stark. Immerhin gelang Leopold eine tolle Angriffspartie samt krönendem Scheinopfer. Wir lagen zwar noch immer auf Platz 2, aber eine weitere Niederlage würde Platz 4 bedeuten. Eine Medaille hatten wir eigentlich schon zum Ziel…

Runde 4 lief. Und niemand kam zur Analyse. Alle kämpften, rechneten, prüften. Andere Jungs liefen herum. Wir nicht. Dann – nach langer Zeit – kam Antonin. Leider verloren. Wir lagen hinten. Schade. Plötzlich rauschte Charlie heran. Er hatte sich zwei Mehrbauern erkämpft, diese bis ins Endspiel behalten und dann erstaunlich gute Technik gezeigt. Ausgleich! Es folgte Mika: remis. Nur noch Leopold spielte. Das ganze u10 Turnier war durch. Aber nicht Leopold! Er hatte den gegnerischen König angegriffen, ihn freigelegt, jagte ihn mit Türmen und Dame über das ganze Brett, fand den Damengewinn und – sauber – den anschließenden Turmgewinn. Eine spannende und starke Partie. Riesenfreude! 2½-1½ für Aufbau. Platz 2 und ebenfalls die Qualifikation zur DVM (Platz 3 hätte dafür nicht gereicht).

Was noch sehr gut geklappt hat (und mir jetzt gerade einfällt)

Großes Lob an alle für die (fast immer) gelungene Zeiteinteilung. In der u10 war meiner Erinnerung nach keine Partie in unter einer Stunde fertig. Die gebetsmühlenartig vorgetragenen Zeiteinteilungsanweisungen wurden tatsächlich ernst genommen. Aber auch in der u16 w schafften es Bea und Co. sich nicht in Zeitnot zu triefen.

Der Teamspirit war toll. Auch zwischen den Jungs und den Mädchen. Ob im Schwimmbecken oder beim Tischtennis (alle zusammen), beim Eis essen, auf dem Zimmer, nach Niederlagen… Es war immer ein echtes Miteinander. Und es wurde definitiv viel gelacht.

Die Eröffnungsvorbereitung hat gut geklappt und ist (oft) im Gedächtnis geblieben. Das war in den Partien deutlich zu sehen. Auch die Partieanalysen wurden gut angenommen. Alle waren motiviert. Vor der letzten Runde kam Charlie zu mir. Ob ich ihm noch etwas zeigen könne. Vierspringerspiel. Kam aufs Brett. Ergebnis siehe oben.

Die Disziplin war gut. Die Selbstständigkeit ebenfalls. Drei Jungs bzw. fünf Mädchen allein im eigenen Zimmer. Und bei Abreise waren beide Räumlichkeiten noch nutzbar.

Jeder hat gutes Schach gespielt. Besonders hervorheben möchte ich Leopold – 100% und nicht nur volle Kanne Taktik, sondern auch „Was hat der Gegner vor?“. Und auch Charlie und Annabel. Beide haben etwas weniger Turniererfahrung als die anderen in ihrer Mannschaft. Beide kamen zu mir und wollten Schach machen. Beide haben zwei Siege geholt und nicht gemault, als sie aussetzen sollten (gerade Charlie, der immer spielen will) – sich in den Dienst der Mannschaft gestellt.

Was noch besser klappen könnte

Schachlich geht natürlich immer noch deutlich mehr. Vielleicht fühlt sich jemand angesprochen, wenn ich mir etwas mehr Mut wünsche. Wer bewusst Risiken eingeht (z.B. einen Bauern opfert), kann nicht nur gegen starke Gegner gewinnen (oder verlieren), sondern kommt in Können und Verständnis auch wirklich voran.
Zudem habe ich mal eine Eröffnung gesehen, die mit 1.e4 e5 2.Sf3 d6 begann. Wir hatten Schwarz. Bei allem François-André Danican Philidor gebührenden Respekt, das war nicht Teil der Partievorbereitung.

Sonst fällt mir eigentlich nur noch eines ein: Wenn sich alle so toll verstehen, Spiel und Spaß die Zeit füllen und dazu noch spannendes Schach geboten wird, dann scheint es mir eine zwar antiquierte aber doch nicht unlogische Idee, Smartphone & Co. höchstens für Abstimmungen zu An-/Abreise oder (wenige) kurze Nachrichten nach Hause zu nutzen. Naja, das geht dann vielleicht doch zu weit…