2. Frauenbundesliga – Guter Start!

von Norman

Es mag verwundern, dass dieser Bericht von jemandem stammt, der im novembrigen Erfurt – Spielort unserer ersten beiden Runden am 16./17.11.2024 – gar nicht dabei war und mehr noch, einen lediglich indirekten Bezug zur 2. Frauenbundesliga vorzuweisen hat. Aber so ist das nun mal, wenn man großer Fan ist, der zudem noch gern selbstverfasste Texte liest. Also los…

Unsere Heldinnen starteten am Samstagmittag: Anne, Paula, Kathrin, Romy, Susi und Gastspielerin Marie Ottlik (Brett 1 bis 6). Es wurde der 7-sitzer genommen, in dem es dem Vernehmen nach sehr gesprächig zuging.

In Runde 1 traten wir gegen die starken Spielerinnen vom SV Medizin Erfurt. Alle mit Elo zwischen 1970 und 2065, sehr ausgeglichen. Wie dem Ergebnisdienst  zu entnehmen ist, waren wir nur an Brett 1 favorisiert. Die Partien wurden live ins Internet übertragen. Hier könnt ihr beide Runden nachspielen. Ein sehr lobenswertes Engagement der Gastgeber.

Matchverlauf Runde 1

Susis Figuren blieben zumeist auf den ersten drei Reihen und waren darauf bedacht, jeder Gefahr auszuweichen, nicht selten durch Abtausch. So wurde nach gut drei Stunden ein erstes Remis vereinbart.

Marie war gegen die Sämisch-Variante sehr schlecht aus der Eröffnung gekommen. Kurioser Weise spielte die DWZ-stärkste Gegnerin am letzten Brett. Nach Zug 20 hatte sie sich jedoch rausgekämpft. Leider ging dann aber sehr ungünstig ein Bauer verloren. Das Endspiel war nicht mehr zu retten. Wir lagen hinten. Aber nur kurzzeitig.

Denn Anne verfügte noch über eine quickfidele Dame auf dem Brett, die bei ihrer Gegnerin abhandengekommen war. Aus der Eröffnung heraus war an Brett 1 eine sehr zweischneidige Stellung entstanden, die Gegnerin schon nach Zug 20 in Zeitnot und mächtig unter Druck. Nach dem taktischen Übersehen 25…Sf6? ließ Anne nichts mehr anbrennen. Beeindruckend, wenn man so „auf Kante“ spielen kann. Und damit auch Erfolg hat. Ausgleich.

Was war bei Paula los? Das Küken an Brett 2. Nun, die Eröffnung hatte Paula nahezu brillant behandelt. 6…d4, 8…a6 und vor allem 12…Le7! hinterlassen einen bärenstarken Eindruck. Deutlicher Vorteil. Dann ging Paula zum Angriff über. Es war nicht alles perfekt. Die Gegnerin hätte einige Male ausgleichen können. Doch letztlich schlug Paulas Königsangriff durch. Damengewinn, gute Technik, 2½ zu 1½ Führung.

Kathrin kam mit 1.b3 wenig vielversprechend in die Partie. Aber wirklich schlechter stand sie auch nicht. Plötzlich bot sich sogar die Chance mit 28.b5 auf Vorteil zu spielen. Nur sah der gegnerische Aufmarsch am Königsflügel zu furchteinflößend aus. Mit 29.hxg4 fxg4 30.f4! hätte Kathrin den Königsflügel vorteilhaft geschlossen halten können. Mit der Doppeldrohung 31…Dg6! (droht 32…Dxb1 und 32…gxh3) hätte die Gegnerin gewinnen können. Beides kam nicht. Dafür ein leistungsgerechtes Remis in Zug 43.

Jetzt kam es auf Romy an. Und bei ihr gab es richtig etwas zu sehen. Ich vermute, Romy wird diese Partie nicht so schnell vergessen. Unbedingt nachspielen!
Es ging gegen WFM Varvara Anisheva, Elo 2064. Klingt gefährlich. Die Gegnerin blies dann auch mit Weiß in einem geschlossenen Sizilianer sofort zur Attacke. Das gab die Stellung aber einfach nicht her. Romy hielt furchtlos und lehrbuchhaft im Zentrum dagegen. Nach 13…d5 stand sie im höheren Sinne schon auf Gewinn. Doch der Gegnerin war das egal. 16.Dh4 nahm das Mattfeld h7 ins Visier. 16…Lg3! dafür die weiße Dame. In der anschließenden Schlagfolge gewann Romy zwei Figuren für einen Turm. Und spielte ihre Gewinnstellung auch gut weiter. Trotzdem wurde es unübersichtlich. Die Gegnerin stellte taktische Probleme. Plötzlich sah das gar nicht mehr so klar aus (außer für den Computer). Seht euch die Stellung nach 39.cxb4 an. Aber Romy behielt den Überblick und durfte zur Belohnung mit Läufer und Springer matt setzen. Hier kann jeder nochmal ein makelloses Springer-W bestaunen und bei der Gelegenheit auch das Ende Annes Prager Marathonpartie.
Romy unterbot Annes 163 Züge allerdings deutlich und tütete „schon“ nach knapp 5 Stunden den 4 zu 2 Mannschaftssieg ein. Was für ein toller Auftakt. Und ein Extralob an Romy.

Matchverlauf Runde 2

Sonntag ging es schon um 9 Uhr los. Der SV Merseburg war nominell deutlich schwächer als die Erfurterinnen aus Runde 1. Im Schnitt über 200 DWZ-Punkte je Brett. Aber so geht Schach nicht. Gute Stellungen entstehen nicht durch eine ordentliche DWZ, sondern durch ordentliche Züge.

Paula und Marie kamen mit großem Vorteil aus der Eröffnung. Auch bei Anne und Kathrin lief die ganz frühe Eröffnungsphase gut. Susi stand in einem Dameninder mit Schwarz schnell minimal besser. Nur Romy war die Vorstoßvariante im Franzosen etwas misslungen.

Leider blieb es nicht bei diesem „kurz nach neun“-Stand. Anne probierte die nicht zur Nachahmung empfohlenen Züge 6…c4, 8…Sh5 und 10…g6 (ohne Fianchettoläufer). Spätestens nach 16.e5 stand sie platt.

Kathrin hatte ihre Chance mit 7…Dxd5 aktiv zu spielen nicht genutzt und stattdessen mit 8…e4 die Spannung im Zentrum aufgehoben. Nach dem sehr starken 17.a4! der Gegnerin fand sie keine Lösung mehr und war letztlich chancenlos.

Paula hatte fehlerhaft ins nur wenig bessere Endspiel abgewickelt, in dem sie als erste Amtshandlung einen Bauern einstellte und sodann auch noch den gegnerischen Turm in ihre Stellung einlud, was einen zweiten Bauern kostete.

Marie verwaltete ihren großen Vorteil, fand jedoch keine Möglichkeit ihn entscheidend auszubauen. Zumindest aber drohte an diesem Brett kein Nachteil.

Den hatte sich dafür Romy eingehandelt, als sie übersah, dass 15…Se7 beabsichtigt, ihren Bauern auf e5 anzugreifen und dieser in der Folge leider auch ersatzlos verloren ging.

Susi schließlich hatte sich wieder auf die Sicherheit des Abtauschens besonnen. Das hätte nach 19…Dd7? ordentlich schief gehen können (20.Txc5! gewinnt einfach eine Figur). Die Gegnerin nutzte ihre Chance nicht und willigte nach 21…Sf6 in fast symmetrischer aber leicht besserer Stellung ins Remis ein.

Es sah schlecht aus. Doch Anne hatte sich zurück in die Partie gekämpft und ein zweischneidiges Endspiel erreicht. Und plötzlich schwang Romy mit 31.Txd5! die Taktikkeule und stand auf Gewinn.

Hoffnung? Leider nur kurz. Denn auch Romys Gegnerin zeigte sich taktisch auf der Höhe und schlug mit dem Damengewinn 38…Te1+! zurück. Wir lagen ½ zu 2½ hinten.

Paulas Gegnerin fand den Gewinn im Endspiel nicht und schenkte uns ein unverhofftes Remis an Brett 2. Dennoch 1 zu 3 gegen uns. Anne schaffte es ihr Endspiel am Laufen zu halten und schraubte dafür das Risiko hoch. Das zahlte sich aus. Im 56. Zug griff die Gegnerin fehl, Anne gewann eine Figur und die Partie. Großes Lob für diesen Kampfgeist. Leider war Maries Stellung inzwischen verflacht. Es reichte nur zum 2½ zu 3½.

Fazit

Zwei Mannschaftspunkte und Tabellenplatz 4 ist eine sehr gute Wochenendausbeute. Auch wenn wir nach dem samstäglichen Erfolg auf mehr hätten hoffen dürfen.

Die nächsten beiden Runden finden am 25./26.01.2025 statt. Und zwar bei uns. Heimspiel! Kommt unbedingt vorbei, fiebert mit und unterstützt unsere Heldinnen. Zumal die Partien dann nicht live übertragen werden.