von Martin
Was lange währt, wird endlich gut. Oder wenigstens fertig. Hier also der lange angekündigte, ausführliche Bericht zur DEM aus Sicht des CSC Aufbau ’95!
Das Saisonhighlight schlechthin für Einzelspieler im Jugendschach – die Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft im malerischen Wander- und Wintersportort Willingen. Circa 700 Schachspieler! Seilbahnen! Abenteuerminigolf! Schatzsuchen! Abwechslungsreiche Kost (Makkaroni, Spirelli, Nudeln, Pasta, italienische Teigwaren und Pommes Frites)! Und Aufbau war mittendrin. Ich wurde in einer freien, direkten, fairen und einstimmigen Abstimmung unter Anja und Anne zum Berichterstatter gewählt. Also dann mal los.
Die Aufbauerin ehrenhalber Marie mitgezählt, reisten die jugendlichen Spieler streng paritätisch besetzt an. Die Damen waren vertreten durch Paula (U14w), Laura und Marie (U18w) und für die Jungs traten Marek (ODJM B), Mika (U12m) und Antonin (Kika-Turnier) an. Komplettiert wurde die CSC-Delegation von Anne (Vorbereitung, Analyse), Martin (Training für die neue Saison der 4. Mannschaft im Dabei-Cup und Resteverwertung im Speisesaal) und Anja (Freizeitplanung, Schwimmbadbegleitung und Vitaminversorgung).
Die Hürden am Anreisetag wurden recht souverän genommen. Geburtstagskind Mika konnte vor der Abfahrt noch die Geschenke auspacken. Hilfsbereite Nachbarn stellten beladene und dann vergessene Geschirrspüler noch an und auch Anja konnte rechtzeitig aus den USA eingeflogen werden (unter Ausschlagung lukrativer Angebote, wenn sie auf ihren Sitz im überbuchten Flieger verzichtet und erst am nächsten Tag reist). Die Eröffnungsveranstaltung, inklusive berühmt-berüchtigter Massentanzveranstaltung mit den Maskottchen Chessy und Movelino wurde ebenfalls absolviert, ab jetzt ging es ans Schachliche.
Die Ausgangslage:
Paula hatte die höchste DWZ im Turnier und zählte als zweifache Deutsche Jugendmeisterin zu den Topfavoriten. Antonin zählte als einer der Erfahrensten im Turnier für die Kleinsten zumindest zum erweiterten Favoritenkreis. Mika, nach den letzten Wertungspunktgewinnen im vorderen Mittelfeld gesetzt, wollte diese Position mindestens bestätigen. Für Laura ergab sich eine ähnliche Situation. Marek und Marie waren in ihrem jeweiligen Teilnehmerfeld eher weiter hinten gesetzt und dem olympischen Gedanken verpflichtet. Gewinnen ist alles, egal, wie hoch Dabei sein ist alles!

Das diesjährige DEM-Thema „Zirkus“ mit der täglichen Zeitung „Rochade Royale“ hatten unsere Streiter schon gut verinnerlicht
Turnierverlauf in alphabetischer Reihenfolge (damit ich ganz elegant Paula ans Ende setzen kann und alle, die nur der Vizemeistertitel interessiert, bis zum Schluss lesen müssen)
Antonin – Platz 4 im Kika-Turnier (Setzliste 3, 5 Siege, 2 Niederlagen)
Nachdem er im Vorjahr noch vom KiKa-Turnier in die DEM U8 geupgradet wurde, spielte er in diesem Jahr bei den noch etwas unerfahreneren Kindern mit. Dass nur die Hälfte der Spieler überhaupt schon eine DWZ, und außer Antonin noch niemand eine Elozahl aufweisen konnte, machte ihn schon zu einem alten Hasen im Feld und pflanzte ihn auf Platz 3 der Setzliste ein. Nachdem er in diversen Open mühsam auf lange Bedenkzeiten eingestellt wurde, war die Bedenkzeit mit 25 Minuten + 5 Sekunden Inkrement eine Umstellung, die die Zeiteinteilung anfänglich noch erschwerte. Dazu verteilten sich die 7 Runden auf nur zwei Tage – 4 am Sonntag, 3 am Pfingstmontag. Seine den meisten Gegner:Innen überlegenen Kenntnisse im Greco-Italienisch konnte er hier gut nutzen. Matt in 7 Zügen in der ersten Runde, ähnlich schnell in der 2. Runde. Nach einem weiteren Sieg in der 3. Runde erfolgte zum Schluss des ersten Tages der Rückschlag – erste Niederlage und den Kontakt zur Spitze ein wenig verloren. 10 aus 4 ließen ihn in Lauerstellung übernachten. 10 aus 4!? Im Turnier kam ein neues Wertungsystem zum Tragen (3 Punkte für einen Sieg, 2 für Remis und noch ein Punkt bei einer Niederlage), das niemanden mit 0 Punkten heimfahren ließ und utopische Buchholzzahlen ermöglichte.
Am zweiten Tag gab es keine Aufwärmphase. Es warteten nacheinander Platz 2, 4 und 1 der Setzliste. Dank der elterlichen Anordnung zum freiwilligen Mitschreiben, solange die Restbedenkzeit dies zuließ, konnte man die Partien diesmal noch besser nachvollziehen und sogar noch mit Anne analysieren. Antonin spielte sein System, opferte den Turm für den Angriff, erinnerte sich nicht mehr an die korrekte historische Fortsetzung und versuchte sich mit einer Springergabel zumindest etwas Material zurückzuholen. Nachdem beide Spieler noch etwas aufs Brett schauten, entpuppte sich die Gabel stattdessen als schachmatt. Die nächsten 3 Punkte und wieder Anschluss an die Podestplätze. Und auch die zweite Partie des Tages konnte unser jüngster Teilnehmer für sich entscheiden. Vor der letzten Runde in einem engen Feld mit 5 punktgleichen Spielern stand Antonin zunächst ganz vorne. Ein letztes Duell. Erster gegen Zweiter. Dritthöchste Wertzahl gegen höchste. Mehr Finale geht nicht. Und Antonin mit weiß legt los wie die Feuerwehr: Im Endspiel heißt es schließlich 2 Türme, Springer und 5 Bauern gegen einen Turm, Läufer und 3 Bauern. Innerlich knallten wohl schon die SektApfelschorlekorken, aber zu früh gefreut. Ein Turm läuft im Angriffsmodus auf ein vom Läufer gedecktes Feld, nur noch ein Springer und 2 Bauern mehr. Aber der gegnerische König irrt schutzlos über die Mitte des Bretts, gehetzt vom Springer. Letztlich versucht der verbliebene weiße Turm mit einzugreifen und den König mit ins Matt zu treiben. Leider verlässt er dabei die ungeschützte Grundreihe und der Gegner setzt den entscheidenden Konter. Schachmatt, Titelträume geplatzt. Selbst unser unverwüstlicher Sonnenschein brauchte jetzt erst mal etwas Zeit, um sich davon zu erholen. Zur Siegerehrung ist er aber wieder ganz der Alte, Platz 4, Medaille, Urkunde und Plüsch-Chessy verbleiben auf der Habenseite. Ein paar Tage später gibt es sogar noch Pokale für die Plätze 4-6 nachgeliefert, so dass auch da noch etwas in den Trophäenschrank wandern kann.
Den Rest der Woche konnte Antonin dann in Ruhe genießen. Noch 3 Runden Dabei-Cup gespielt, 2 Niederlagen, 2 Remis und ein Sieg (das werte ich jetzt einfach so, nachdem der gleichaltrige Gegner in der 3. Runde zunächst zwei mal irrtümlich Patt reklamierte) mit längerer Bedenkzeit von zumindest einer Stunde, damit die schachliche Reife noch etwas trainiert wird.
Laura – Platz 14 U18w (Setzliste 12, 4 Siege, 1 Remis, 4 Niederlagen)
Die Großen ab der U10 spielten alle im selben Rhythmus. Sonntag und Mittwoch eine Doppelrunde, am Tag danach jeweils nur nachmittags, an den restlichen drei Tagen jeweils vormittags. Also war meist ausreichend Zeit für eine angemessene Eröffnungsvorbereitung.
Laura war nach einem großen Entwicklungssprung im letzten Jahr, besonders durch die 2. Bundesliga der Damen, zumindest in die vordere Hälfte des Feldes gerutscht. Der Start mit einem Sieg gegen ein schwächer bewertete Spielerin und eine Niederlage gegen die Deutsche Meisterin U16w des Vorjahres waren im Rahmen des zu erwartenden. Danach war aber der Wurm drin. Runde 3 Qualität mehr, unübersichtliches Gewühl im Kampf gegen das Läuferpaar und auf einmal vergisst der angegriffene Turm, sich in Sicherheit zu bringen. Runde 4 eine schwierige Verteidigung gegen die drohende Läufergabel nicht gefunden. In Runde 5 gnadenlos ausmanövriert. Nur ein Punkt aus den ersten 5 Runden bedeutete zwischenzeitlich einen doch enttäuschenden 25. Platz von 28 Teilnehmerinnen. Aber am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende. Mit einem furiosen Schlussspurt und 3 ½ Punkten aus den letzten 4 Runden zeigte sich die Laura, die wir alle kennen. Mit mal druckvollem, mal geduldigen Spiel und auch bei etwas schlechteren Stellungen immer fokussiert, konnte sie sich zumindest wieder auf Platz 14 und damit in die vordere Tabellenhälfte vorarbeiten.
Marek – Platz 128 ODJM-B (Setzliste 104, 1 Sieg, 3 Remis, 5 Niederlagen)
Marek startete im mittleren offenen Turnier ODJM und hatte mit einer DWZ von unter 1.500 Punkten naturgemäß einen schweren Stand. Sieben der neun Gegner waren 100 bis über 200 Punkte stärker bewertet. Zudem war er sowohl in der Partievorbereitung, als auch in der -analyse ohne Trainerbegleitung größtenteils auf sich gestellt. Die Engine mag die besten Züge vorsagen können, die grundsätzlichen Ideen und Pläne einer Eröffnung kann man sich damit nur schwer erarbeiten. Dennoch schlug er sich mehr als achtbar. In Runde 1 setzte er seine starke Gegnerin, die der DVM U16w 2024 schon gegen Laura gewonnen hatte, ordentlich unter Druck und kam besser aus der Eröffnung. Der Vorteil ging anschließend nach und nach verloren, im Endspiel kam noch eine Figur unter die Räder und die Partie ging verloren. Runde 2 ist schnell erzählt. Bewegliche Zentrumsbauern verdienen Beachtung, sonst ist schon mal im 9. Zug der Figurenverlust nicht mehr zu verhindern. Dafür gab es danach zwei schaffbare Gegner, denen immerhin 1 ½ Punkte abgeknöpft wurden. Bemerkenswert die ästhetisch ansprechende aber schachlich katastrophale Bauernstruktur des schwarzen Gegners hier:

Leider nur eine Momentaufnahme, da dem schwarzen Turm über h3 Einlass in die Stellung gewährt wurde. Die Partie endete remis.
Auch in den beiden nächsten Partien gegen stärkere Spieler ließ sich Marek nicht überwinden. Zwei mal remis – einmal tragisch im eigentlich gewonnenen Springerendspiel mit zwei Mehrbauern, einmal leistungsgerecht. Der Rest des Turniers ist schnell erzählt. Obwohl er in zwei von drei Partien gut aus der Eröffnung gekommen war, war hinten raus nichts mehr zu holen. Am Ende standen 2 ½ Punkte aus 9 Runden, ein durchaus ordentliches Ergebnis. Vielleicht fehlte irgendwo doch die Ausdauer, obwohl die beim Kondiblitz (5 Minuten Bedenkzeit, 10 Meter Laufweg zum Brett vor jedem Zug) doch eigentlich trainiert wurde. Wobei auch da das Ausscheiden am Ende daran lag, dass er zwei mal entkräftet den Knopf an der Uhr nicht getroffen hatte und die Bedenkzeit ablief. Also doch ab zu Norman zum Lauftraining.
Marie Platz 26 U18w (Setzliste 21, 1 Sieg, 3 Remis, 5 Niederlagen)
Marie startete eigentlich recht gut ins Turnier. Zum Auftakt gleich ein remis gegen eine starke 1900er Spielerin – mehr hat gegen diese auch die spätere Deutsche Meisterin auch nicht geholt. In der zweiten Runde war die Gegnerin mit der Bauernumwandlung und dem Mattangriff einen Zug schneller. In Runde drei gab es ein gnädiges remis, nachdem die Gegnerin ohne Not die zuvor gewonnene Qualität opferte und in ein ausgeglichenes Läuferendspiel abwickelte. Auch in der folgenden Runde gab es an diesem Brett keine Siegerin. Es wurde brav die vorbereitete, lange Eröffnungsvariante abgespult, kurz noch etwas getauscht und im verbleibenden Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und festgelegten Bauern müssten schon beide kollusiv zusammenwirken, damit noch etwas passiert. Stockfish gibt jedenfalls in der Schlussstellung erst beim 15.-besten aller möglichen Züge für schwarz etwas anderes als 0.00 an. Ob der Rüffel des Trainers angesichts von drei Punkteteilungen in den ersten vier Runden unter diesen Gesichtspunkten gerechtfertigt war, erscheint zweifelhaft. Zumindest zeigte er zumindest kurzfristig Wirkung, denn in der nächsten Runde wurde die Gegnerin in einer zähen Partie niedergerungen, inklusive schön gesehenem Turmopfer beim Mattangriff. Danach ging leider nicht mehr viel zusammen. In Runde 6 und 7 ging jeweils Marie jeweils einer Qualität verlustig und stand in den Endspielen mit Läufer gegen Turm auf verlorenen Posten. In Runde 8 kann man objektiv keinen Vorwurf machen. An Freitag dem 13., am Brett 13, nach der Vorbereitung im Raum K13 – das konnte ja nichts werden. In der Schlussrunde bot sich nochmal eine Gelegenheit für ein Happy End, aber es sollte einfach nicht sein. Es gilt das geflügelte Wort von Savielly Tartakower: „Wer den vorletzten Fehler macht, gewinnt“. Nach einer durchweg ausgeglichenen Partie sprang auf einmal der F-Bauer der Gegnerin vor und griff ohne Deckung Maries Läufer an (s.u.). Der Läufer griff so gierig zu, wie ein Zielke am Hotdogstand. Autschi.
Randnotiz: Ob diese Partie überhaupt hätte stattfinden müssen, ist nicht ganz klar. Nachdem eine Spielerin ausgestiegen war, gab es in den letzten 4 Runden des Turniers spielfreie Paarungen. Warum der kampflose Punkt hier an eine Spielerin mit schon 3 Punkten ging, obwohl es Marie und eine weitere Spielerin mit 2 ½ Punkten hätte treffen können, gehört zu dem mir nicht zugänglichen Feinheiten des Schweizer Systems.

Hat weiß mit 36. f4? einen Bauern eingestellt? Grundsätzlich ja, aber nicht unmittelbar den F-Bauern, sondern erst nach …Dg4! Dann hängt der h4 mit Schach, die Dame droht auf f4 zu nehmen, g3 funktioniert wegen Ld4 nicht, usw… Was passiert, wenn der Läufer unbedacht Freddy den F-Bauern mopst, kann man sich in der Partiefortsetzung auf der DSJ-Seite oder in Taktikrätseln auf einschlägigen Schachseiten anschauen.
Am Ende standen auch bei Marie 2 ½ Punkte auf dem Konto. Sicherlich war mehr zu erhoffen und auch möglich, aber die ersten 5 Runden haben gezeigt, was Marie drauf hat. Vielleicht ergibt sich schon im nächsten Jahr die Chance, das wieder zu zeigen!
Mika – Platz 23 U12m (Setzliste 25, 4 Siege, 2 Remis, 3 Niederlagen)

Für alle Spieler immer eine willkommene Erinnerung, dass die Fans mitfiebern: Brettnachrichten
Für Mika war es die zweite Teilnahme an einer DEM, diesmal in der U12 im jüngeren Jahrgang. Direkt zum Start ein sachseninternes Duell. Eine Stellung aus der gleichen Paarung bei der SEM hatte es damals sogar zum Taktikrätsel des Tages im Newsletter geschafft. So ganz drin war er offenbar noch nicht im Turnier. Nach solider Eröffnung (Anmerkung von Norman: Spielniveau 2200+ bis Zug 18 von Mika) wechselte der Vorteil durch unsauberes Spiel auf beiden Seiten mehrfach. Nachdem beide Spieler die Chancen nicht genutzt hatten, ergab sich ein zunächst ausgeglichenes Endspiel Turm+Läufer gegen Turm+Springer. Der Ausgleich war nach einigen für Mikas eigentliches Niveau fast unerklärlichen Fehlern aber schnell dahin und der Fehlstart perfekt.

Hausaufgabe für alle U10-Kinder: warum sollte der weiße Springer den Bauern auf f4 nicht nehmen?
Ein Start ist ja nur ein Start, 9 Runden waren noch zu gehen. Runde 2 wurde solide gewonnen, indem dem Gegner im Endspiel wenig Raum gelassen und die offene Linie auf dem Brett diesmal erfolgreich übernommen wurde.
Runde 3 war dann wieder ein wenig ein Spiegelbild der Auftaktpartie. Gut begonnen, die vom heimischen Trainer mitgegebene Spezialvariante verhunzt, vom Gegner die Siegchance auf dem Silbertablett bekommen und weggeworfen und in ein verlorenes Endspiel manövriert. Zum Glück für Mika bekam der Gegner am Ende Angst und bot in einer klaren Gewinnstellung die dreifache Stellungswiederholung an, die dankend angenommen wurde.

Gelebtes Fairplay: Weiß verzichtet hier auf gemeine Läuferabzüge…

… und schwarz dafür hier auf eine unfaire 4 gegen 1-Schlägerei der Bauern
Danach war Mika zum Glück endlich warm. Überzeugende Siege in Runde 4 und 5 mit schönem Angriffsspiel und ein sicheres Remis gegen einen fast-1900er in Runde 6 brachten ihn wieder etwas nach vorne.
In Runde 7 und 9 gab es gegen Platz 9 und 4 der Setzliste nichts zu bestellen, die waren schachlich schon noch etwas weiter als er. Dafür wurde in Runde 8 noch ein zwar niedrig gesetzter, aber sehr stark performender Gegner – trotz eines kurzen Wacklers kurz vor Schluss durch ein zu optimistisches Springeropfer – insgesamt taktisch überrollt. Alles in Allem war da schon einiges an Licht, aber durchaus auch noch Schatten. Schönes, druckvolles Angriffsschach wechselte sich mit schwächeren Phasen und hanebüchenen Fehlern ab. Vielleicht wäre bei einer anderen Farbverteilung noch mehr drin gewesen (Mika holte 2 aus 5 mit weiß, dafür 3 aus 4 mit schwarz)
Paula – Deutsche Vizemeisterin 2025! Platz 2 U14w (Setzliste 1, 6 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen)
Paula führte nach einer starken und auch schon bis hierher erfolgreichen Schachsaison das Teilnehmerfeld mit einigem Vorsprung an und gab sich am Auftakttag keine Blöße. Kurz und knackig in 24 Zügen am Vormittag, zäh und ausdauernd in 85 Zügen am Nachmittag wurden die beiden Punkte einkassiert.
Runde 3 am Pfingstmontag entpuppte sich im Nachhinein als die letztlich entscheidende Partie. Für den in der Eröffnung geopferten Bauern ergab sich in der Partie keine ausreichende Angriffsmöglichkeit, trotz aller Versuche von Paula. Nachdem sich im Endspiel ein weiterer Minusbauer neben dem Brett aufstellte, war der Sieg der Gegnerin und späteren Deutschen Meisterin nicht mehr zu verhindern.

Aus der Reihe „sehr ästhetische, aber leider verlustbringende Bauernstrukturen“ – Schlusstellung der Partie
Natürlich ist ein Turnier mit 9 Runden nach 3 Partien noch lange nicht entschieden. Runde 4 und 5 wurden wieder gewonnen und Platz 2 in der Live-Tabelle zurückerobert. Das Remis in Runde 6 ließ den Abstand nach Vorne nicht wachsen, da auch die Führende die Punkte teilte. Paula marschierte weiter, gewann Runde 7 und 8, während die Tabellenprimi (-prima? -primusin? -primus? Gibts da überhaupt eine weibliche Form? Ich hätte wohl doch Latein belegen oder auf die Verwendung hochtrabender Fremdworte verzichten sollen) jeweils nur halbe Punkte sammelte. Punktgleichheit, Hochspannung vor der letzten Runde. Denn auch von hinten drängten noch 2 Spielerinnen nach, von denen eine Paula im direkten Duell gegenüber saß. Die Ausgangslage war eindeutig unklar. Ein Sieg oder ein Remis bedeutete je nach Ausgang im Fernduell Platz 1 oder 2, eine Niederlage konnte durch die Bewegungen in der Buchholzwertung sogar noch das Abrutschen aus den Medaillenrängen bis auf Platz 4 nach sich ziehen. Paula spielte auf Sieg. Zwei Bauern wurden in der Eröffnung geopfert, der kurz rochierte König schickte seine Leibgarde Fred und George (nein, keine Weasley-Zwillinge, die F- und G-Bauern) in die Schlacht. Figur gewonnen, kurz danach Qualität verloren. Für wen die Stellung jetzt besser ist, kann mir nur die Engine oder jemand mit mehr Spielstärke verraten.

Bauern mögen laut Philidor die Seele des Schachs sein, aber seelenlos finde ich die schwarze Stellung nun auch nicht
Schlussendlich sind die weißen Schwerfiguren zu hart für den mutigen schwarzen König. Ein Springer geht in einer Fesselung verloren, dazu noch weitere Bauern und das Unheil ist nicht mehr abzuwenden. Nun beginnt das bange warten und rechnen. Die neue Titelträgerin spielt wieder nur Remis, wegen der Buchholzwertung hätte Paula aber einen Sieg gebraucht, um noch vorbeizuziehen. Die weitere Verfolgerin hat verloren, Paulas Gegnerin hat nach der Schlussabrechnung zwei Buchholzpunkte weniger. So ist es doch noch die phänomenale Silbermedaille geworden!! Zweitbeste U14-Spielerin Deutschlands! Und da die Siegerin eigentlich Schweizerin ist, für mich sowieso die Allerbeste!
Nichtschachliches
Natürlich findet in so einer Woche mehr statt, als nur Turnierschach von früh bis spät. Die Gegend um Willingen bietet jede Menge Freizeitunterhaltung und auch die Deutsche Schachjugend hat sich wie immer um ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm bemüht.
Hier nur einige Highlights:
-Besuch im Wildpark mit integriertem Freizeitpark und Greifvogelflugschau (flugfaule, lieber laufende Geier sind ausdrücklich mitgemeint)

Antonin und Ben, der Weißkopfseeadler

Die Rotation geht übrigens noch weiter, kopfüber macht mehr Spaß

Wenn du nochmal sagst, ich solle Gemüse essen, dann esse ich DICH
-Schatzsuche
Mit mehr oder weniger leicht lösbaren Rätseln kann man sich über das ganze, weitläufige Gelände jagen lassen und am Ende ein kleines Präsent einsacken.

Eines der Rätsel der Rundreise. Die Lösung wird hier nicht verraten. Wer nicht drauf kommt, muss einen unser Mitfahrenden verhören (oder wie Mika heimlich die KI befragen)
-Abenteuer-Minigolf mit besonderem Schwierigkeitsgrad durch ein bockiges, Bälle wegwerfendes Kind (keine Namensnennung)
-Simultanschach gegen GM Niclas Huschenbeth und weitere TitelträgerInnen
-Bergwanderung
-Schneeballschlacht
Schnee im Sommer? Kein Problem. Die Eislaufhalle neben dem Hotel ist ganzjährig in Betrieb. Und mit dem von der Eismaschine abgeladenen Material kann man auch mal bei knapp 30° C ein bisschen festes Wasser rumschmeißen.
-Sommerrodelbahn mit anschließendem obligatorischen Stracciatella-Tella

Schaubild 1: Vorher

Schaubild 2: Nachher
-Indoor-Schwimmbad (wahlweise auch Outdoor-Schwimmbad a.k.a. Kneippbecken)
Was bleibt noch zu sagen?
Auf jeden Fall herzlichen Glückwunsch und höchsten Respekt an unsere Spieler. Die Reise zu einer nationalen Meisterschaft schaffen nur die wenigsten Schachspieler in ihrer Karriere. Dort dann vielleicht sogar noch vorne mitzuspielen und um Medaillen zu kämpfen, noch weniger. Daher gilt der Dank und Respekt auch unseren ehrenamtlichen Trainern, die so unbeschreiblich viel für die Kinder leisten und möglich machen. Vielen Dank auch an alle Brett- und Zeitungsnachrichtenschreiber, die den Spielern in der angespannten Situation vor der Partie noch ein kurzes Lächeln ins Gesicht zaubern. Und hoffentlich bis zum nächsten Jahr.