DEM in Willingen

von Anja

Gleich möchte ich vorweg schicken, dieser Bericht wurde geschrieben von einer mitreisenden Mutter, die froh ist, das Wort Rochade überhaupt buchstabieren zu können.

Wer nun enttäuscht ist, hier wenig Inhaltliches zum Schach zu finden (keine komplizierten Erläuterungen von Bauernendspielen oder Kommentare über Eröffnungen), dem möchte ich Normans Bericht vom letzten Jahr zu DEM 2023 ans Herz legen. Dieser Bericht ist so unübertroffen interessant und toll geschrieben, dass man ihn ruhig immer wieder lesen kann.

Dieser Bericht ist eine Einladung an alle, die gern Schach im Verein oder wo auch immer spielen, an euch zu glauben, die Liebe zum Schach zu leben und euch schachlich zu entwickeln. Beispielhaft möchte ich neben Paula, die mit ihren jungen Jahren bereits mehrere großartige Erfolge (davon zweimal Deutsche Meisterin und die Teilnahme an Europameisterschaften) verbuchen konnte, Leopold und Mika erwähnen, die erst seit 2 Jahren im Verein Schach spielen und sich in dieser kurzen Zeit bereits für die Teilnahme an der Deutschen Einzelmeisterschaft qualifizierten (hier muss erstmal ein großes Lob und Riesendankeschön an Kay und Norman platziert werden).

 

Nachdem Paula letztes Jahr als einzige Vertreterin des CSC zur DEM fuhr, um sich den Meistertitel U 12w zu holen, hatte sie dieses Jahr Unterstützung von gleich 3 weiteren CSC-Spielern. Leopold und Mika qualifizierten sich durch ihr glänzendes Abschneiden bei der Sächsischen Einzelmeisterschaft im April 2024 für die Teilnahme an der DEM in Willingen. Antonin, der eigentlich für das Kika-Turnier in Willingen angemeldet war, wurde kurzfristig zur DEM U8 upgegradet, da dort noch ein „Gerademacher“ benötigt wurde (die Teilnehmerzahl der U8-Spieler war zunächst ungerade).

Damit traten am 18. Mai 2024 insgesamt 4 CSC-ler ihre Reise nach Willingen an. Als Norman alle Koffer, Kuscheltiere und Reisenden nach einem ausgeklügelten Tetrissystem im Auto verstaut hatte, konnte die Reise beginnen. Mit Anne am Steuer, Paula hinten in der Mitte, eingequetscht zwischen Mika, Antonin und einem überdimensionierten Pandabären, verging die Fahrt durch Ratespiele wie im Flug. Leopold fuhr mit Papa und einer Spielerin eines anderen Vereins.

Gutgelaunt kamen alle am Austragungsort in Willingen an. Schnell war ein Kneipp-Becken gefunden, das von Paula und Antonin zur Stärkung des Immunsystems (und natürlich auch zur Verbesserung der Gehirndurchblutung) gut genutzt wurde.

Wir waren außerdem vorgewarnt, dass sich die Kinder nicht nur den Gegnern am Brett, sondern auch der berühmt-berüchtigten Küche des Veranstaltungsortes stellen mussten. Umrahmt von einer grünen Hügellandschaft liegt das Sauerland-Stern-Hotel zentral, um zahlreiche Freizeitaktivitäten fußläufig zu erreichen. Denn, auch das soll nicht unerwähnt bleiben, solch ein langes Schachturnier ist für alle Spielenden sehr anstrengend, da neben dem reinen Spielen noch eine entsprechende Vor- und Nachbereitung (gern 7 Uhr morgens!!) stattfindet. Zu diesem Zwecke reisten Trainer vom Sächsischen Landesverband mit, die den Kindern und Jugendlichen zur Seite standen (an dieser Stelle ein großes Dankeschön an diese, aber besonders auch an Anne, die die Kinder zusätzlich unterstützte!). Deshalb ist es für alle wichtig, zwischendurch mal den Kopf freizubekommen. Während Anne und Paula sich in schwindelerregende Höhe auf den Skywalk begaben, sausten Antonin und Mika die Sommerrodelbahn herab und dressierten Ziegen im Wildpark. Leopold konnte sich über Familienbesuch freuen, da ein Teil seiner Familie nicht allzu weit weg von Willingen wohnt.

Am ersten Abend findet traditionell die Eröffnungsveranstaltung statt. Während Paula als amtierende Deutsche Meisterin U12w völlig tiefenentspannt und routiniert auf die Bühne schritt, zitterten Mika, der als amtierender Sachsenmeister U10 das erste Mal dabei war, die Knie, denn er durfte beim Einlauf der Landesverbände die Sachsenfahne schwingen.

Am Sonntag ging es dann für Paula, Mika und Leopold los. Für Leopold und Mika war es das bisher größte Turnier in ihrem Leben und entsprechend beeindruckt waren sie von der Größe des Turniersaales (sage und schreibe 331 Schachbretter waren aufgebaut). Leopold und Mika, die beide in der Altersklasse U10 antraten, mussten 11 Runden austragen, während die höheren Altersklassen 9 und die Jüngsten in der U8 immerhin 7 Runden bestreiten mussten.

Passend zur hügeligen Landschaft verliefen auch die jeweiligen Partien, es war ein Auf und Ab. Antonin, der in der U8 erst am Mittwoch startete, erkämpfte sich in der 5. Runde immerhin einen Punkt und die Erkenntnis, dass auf diesem Niveau die ganze Partie und nicht nur ein Teil davon ernsthaft und konzentriert gespielt werden muss. Seine ihm eigene Frohnatur und seine positive Denkweise („ist doch klar, dass ich der Letzte in der Tabelle bin, mein Nachname fängt ja auch mit Z an“) ließen ihn die Niederlagen gut verkraften, auch wenn ihm die Enttäuschung direkt nach den Partien anzumerken war.

Und wenn der Erfolg am Brett zu wünschen übrig ließ, hatte der kleine Herzensbrecher diesen halt bei der Mädchenwelt – oft hatte er mehr Damen im Arm als auf dem Brett.

Leopold erzielte 2 Punkte und Mika konnte 6 Punkte verbuchen. Paula startete als jüngerer Jahrgang stark mit 3 Siegen in der Altersklasse U14w und erzielte nach einer teilweise unglücklichen Durststrecke zwischendurch letztendlich 4,5 Punkte und landete damit auf Platz 13 ihrer Altersklasse (was ja bekanntermaßen eine Glückszahl – Vorbotin für nächstes Jahr? – ist).

Wer sich einzelne Partien anschauen und analysieren möchte, kann dies unter der Schachjugendwebseite tun.

Ganz besonders wichtig für die Motivation, das Durchhaltevermögen und die gute Laune zu Beginn der Partien waren die Brettnachrichten der daheim gebliebenen CSCler sowie Familienangehörigen und Fans. Während sich Mika ein verschämtes Grinsen über seine Nachrichten nicht verkneifen konnte, sprang Antonin wie ein Flummi vor Freude durch den Turniersaal oder jubelte lautstark, dass er eine Zuschauerin hat (ganz besonderen Dank an dieser Stelle an Bea für die lieben Nachrichten und die vielen „!!!“).

Das Highlight des Turniers (zumindest für Leopold und Mika) war das Erscheinen des aus der Ferne angehimmelten Jungstars der deutschen Schachszene. Großmeister Niclas Huschenbeth gab sich die Ehre und Leopold und Mika ergatterten je einen von 25 Plätzen im Simultanturnier gegen GM Huschenbeth und 2 weitere hochrangige Schachspieler. Da lässt man sich doch gern mattsetzen.

Und nun lieber Schachnachwuchs: wenn auch ihr Lust auf ein Mega-Schachevent mit toller Atmosphäre und vielem Drumherum sowie tollen Erfahrungen und Eindrücken habt, ihr jeden Tag Nudeln essen wollt oder ihr euch mit Anne und Paula auf die sagenumwobene Schatzsuche rund um den Austragungsort begeben wollt, dann trainiert fleißig und vor allem habt Freude am Schach, dann könnt ihr es auch nach Willingen schaffen!!!