von Norman
Am Wochenende über Himmelfahrt, 29.05. bis 01.06., fand in Glauchau das Chemnitzer Turmopen 2025 statt, eigentlich das 6. Sachsenlandopen, aber wenn Chemnitz schon mal Kulturhauptstadt ist…
Aufbau war – bei schönstem Frühlingswetter – mit einer großen Abordnung vertreten.
Ja, Schach ist definitiv was für Mädchen und Frauen. Es fehlen Elisa Aßmann, welche übers Internetschach in unseren Verein gefunden hat und so’n Typ, der sich vorm Selberspielen drückt und lieber Partien analysiert.
Das Turnier war gut organisiert. 98 Teilnehmer, davon zwei GM, drei IM und zwei WIM. Die Turnierleitung um André Martin und Andreas Schulze war sichtbar um eine sehr schöne Veranstaltung bemüht. Immer freundlich, kleine Preise für alle Jugendlichen und Aufbau bekam sogar ein eigenes Analysezimmer. Danke! Wirklich toll, dass es den Glauchauer SC gibt (welcher Aufbau auf ewig 122 Jahre voraus sein wird) und dieser so konstruktiv mit dem Chemnitzer Schachverband zusammenarbeitet.
Alle Ergebnisse und Turnierinformationen gibt’s unter
https://www.turmopen.de/ und
https://chess-results.com/tnr1122650.aspx?lan=0&art=1&turdet=YES&flag=30
Zum Schachlichen
Timea und Elisa sammelten erste Open-Erfahrungen. In einer Gruppe mit den Titelträgern. Während Elisa eine fantastische erste Runde spielte, in welcher sie einen 1800er permanent unter Druck setzte, Chancen auf den vollen Punkt hatte und am Ende doch nicht belohnt wurde, schaffte Timea in der Schlussrunde ein starkes Remis. Zwischendurch sammelten beide einen kampflosen Punkt ein.
Das bringt uns zum Kuriosum der Runde 4. Die Nachmittagsrunde am Vortag startete um 15.00 Uhr. Jetzt ging es schon um 14.00 Uhr los. Das stand auch in der Ausschreibung und wurde auch extra nochmal erwähnt. Leider hatten die vier Teilnehmer vom Schachclub Reichenbach und ein Spieler vom Glauchauer SC trotzdem erst für 15.00 Uhr geplant. Eine halbe Stunde Karenzzeit, fünf Mal kampflos und davon – gegen alle Wahrscheinlichkeit – leider vier Mal für Aufbau: Bea, Charlie, Abdul und eben Elisa. Schade, wenn man vor allem Spielpraxis sucht. Aber hier ließ die Turnierleitung auf unsere Anfrage auch keinen verspäteten Partiebeginn zu. Fazit: Ausschreibung lesen und anwenden.
Charlie und Abdul vertraten die Manpower unseres Vereins. Naja, die Vertretung hätte ruhig etwas mehr „Man“ ausfallen dürfen. Aber während Ruslan kurzfristig absagen musste (Kinderbetreuung), gab es leider keine weiteren Interessenten. Schade. Vielleicht nächstes Jahr?! Jedenfalls schlugen sich beide achtbar.
Charlie bekam mit einer Ausnahme sehr starke Gegner (Durchschnitt über 1800). Das lag auch daran, dass er den einen, weniger starken Spieler sicher besiegte und dann – kampfloser Punkt – mit 2 aus 4 dastand. Gegen die erfahrenen Turnierspieler stand Charlie teilweise sehr aussichtsreich, kippte dann aber irgendwann um. Es gilt: Weiter dran bleiben und Turnierhärte antrainieren.
Abdul holte sogar 2½ aus 7. Ein Plus von 70 DWZ-Punkten. Mit ordentlicher Variantenberechnung (Gegnerische Möglichkeiten!) hätte es noch deutlich besser laufen können. Abdul macht schon Vieles ziemlich richtig. Aber manchmal werden seine Partien von mangelndem Respekt vor dem Gegner (bzw. dem gegnerischen Spiel) verdorben.
Ganz toll fand ich, dass auch Annabel dabei war. Auch sie holte 2½ Punkte und das ohne gegnerische Abwesenheitsunterstützung. Annabels Spiel ist sehr vernünftig und durchaus auch nach vorn orientiert (Königsgambit!). Es fehlt vor allem Praxis und auch etwas das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Abdul und Annabel könnten sich hier gern mal etwas vom einander abgucken. Ansonsten sollte Annabel jede Chance zum Spielen nutzen. Auch just for fun ist absolut okay. Hauptsache spielen.
Bea erwischte einen starken Turnierstart und brach dann ein. Parallelen zur SEM. In Runde 3 noch einen 1800er völlig zerpflückt (dann – statt zu gewinnen – ein schlechtes Endspiel zugelassen… und dieses stark remis gehalten), dafür in Runde 7 gegen einen 1500er untergegangen. Und das lag nicht am Gegner. Zum Schluss standen auch hier 2½ Punkte. Ich habe das Gefühl, je mehr Entscheidungen Bea trifft, desto „kreativer“ werden sie. Die frischen Entscheidungen sind bei Bea klar die besten. Also gern immer mal wieder quasi von vorn anfangen, Kopf frei machen und Gegner zerpflücken.
Auch Marie war wieder mit dabei. 3½ Punkte klingen nicht schlecht. Doch hier sind die Ansprüche schon deutlich höher. Wenigsten ein Sieg in der letzten Runde wäre drin gewesen. Es wurde nur remis. Ich bin mir nicht ganz sicher woran es liegt. Vielleicht fehlt manchmal der Biss. Oder sind es doch die taktischen Fähigkeiten? Oder das Zeitmanagement? Marie muss das selbst analysieren und dann eigenständig daran arbeiten. Und vor allem: Immer weiter machen. Das wird schon!
Bleibt noch 3x Czäczine. Hier konnte sich Laura mit 4 Punkten vor Paula (3½ Punkte) platzieren. Aber Annes 5 Punkte waren dann doch nicht drin. Alle drei konnten sich schlussendlich über einen Geldpreis freuen. So ganz zufrieden aber waren sie doch nicht.
Anne startete mit 3 aus 3 und wurde dann jedoch schon in der Eröffnung von IM Ferenc Langheinrich überrollt. Autsch. Eine Niederlage wäre nicht unerwartet gewesen, aber so eine Demontage… Noch schlimmer lief es in Runde 5. Qualle mehr, Gewinnstellung. Die Vorteilsverwertung war nicht einfach. Dann war da so eine Taktik. Und dann war die Vorteilsverwertung einfach. Leider für den Gegner. Es folgten versöhnliche 2 aus 2, wobei besonders der Schlussrundensieg gegen einen 2100er zufrieden stellte.
Paula zeichnete in den ersten fünf Runden ein typisches Open-Bild. Siege gegen die niedrigen Zahlen, Niederlagen gegen die 2000er. In Runde 6 musste sie dann glücklich sein, dass es – trotz Favoritenrolle – zum Remis reichte. Runde 7 gab es gegen einen niedrig bewerteten ukrainischen Nachwuchsspieler leider gar keine Chance. Schade, dass es nicht zu einem Ausreißer nach oben gereicht hat. Aber man kann halt nicht immer 2300+ performen.
Das aufregendste, abwechslungsreichste, romantischste Schach gelang Laura. Und das trotz vier Remispartien (klare Aufbau-Remiskönigin). Einem leichten Auftaktsieg folgte der Kampf gegen einen 2100er. Laura machte das sehr gut (trotz Bewertungsschwankungen) und packte dann eine Taktik aus, deren Widerlegung sie selbst sah – nach ihrem Zug. Der Gegner aber fand die Gegentaktik nicht und plötzlich stand Laura absolut auf Gewinn. Beim Versuch, die Stellung zu kontrollieren, entstand ein Endspiel mit drei verbundenen Freibauern (Laura) gegen einen Läufer. Und leider hielt der Läufer das gerade so remis. In der vorletzten Runde wurde mehrfach der mögliche Endspielsieg verpasst und das finale Turmendspiel leider nicht bis zum letzten Tropfen ausgekämpft (alle anderen Partien waren schon längst beendet). Dafür stellte Laura in der letzten Runde eine Figur ein und hatte zwei Züge später eine witzige Dauerschachkonstellation mit Turm und Springer aufgebaut. Abenteuer pur.
Ich hatte überlegt, noch ein paar Stellungsbilder zu zeigen. Aber die Partien sind auf dem Laptop, der gerade bei der DEM weilt. Das nutze ich einfach mal als Ausrede. Schachlichen Content gibt’s aktuell sowieso am besten unter https://lichess.org/broadcast/german-youth-championships-2025–u18/round-3/Vt9v3bGX.
Drumherum
Fast alle Aufbau-Teilnehmer wohnten in einer nahegelegen Fereinwohnung mit 10 Schlafzimmern (18 Betten). Es wäre also noch viel Platz gewesen. Eindrücke in Bildern:

Gemeinsames Kochen

Gemeinsames Essen

Gemeinsames Entspannen

Gemeinsames Posen

Gemeinsames Baden?

Training für das Spiel Doppelbauer

Ernsthafte Vorbereitung gab es auch

Gruppenbild mit halb abgeschnittenem Trainer